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VEB Arche Noah

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Den Betrieb nennen sie VEB Arche Noah, weil die Technik völlig veraltet ist. Geleitet wird er von Frieder Kruse, dem alten Haudegen und glĂŒhenden Kommunisten, den Zuchthaus und Konzentrationslager geformt haben und der ein weiches Herz hat. So verleitet er die KranfĂŒhrerin Rosi, die vier Kinder ohne die vier VĂ€ter hat und deshalb nur von einem etwas Unterhalt bekommt, den Diebstahl am Volkseigentum zu leugnen. Schließlich wollte sie von dem Geld lediglich Wintersachen fĂŒr ihre Kinder kaufen.

Aber da ist die Sache mit der Kronbergin, der erfolgreichen EinkĂ€uferin, deren Tochter eine Spaltlippe hat, die nicht richtig operiert werden konnte. Also fĂ€hrt er an einem Sonntag mit beiden von ThĂŒringen nach Greifswald zu einem befreundeten Professor, der das MĂ€dchen gleich dabehĂ€lt und Hilfe zusichert. Wie selbstverstĂ€ndlich bietet er beiden das einzige GĂ€stezimmer an. Die junge Frau hatte schon fast vergessen, was Liebe ist, obwohl es bei dem einen Mal blieb. Schließlich ist Kruse verheiratet.

Den Seitensprung kann die Partei nicht durchgehen lassen, zumal Kruse keinerlei Reue zeigt. Es geht nicht nur um eine Parteistrafe, sondern auch um seinen Posten als Werkleiter. Und das gerade jetzt, wo das Unmögliche fast geschafft ist: Ein dringend benötigter 20 000-Tonnen-Mischer fĂŒr die MaxhĂŒtte Unterwellenborn wird im VEB Arche Noah durch das begeisterte Zusammenwirken von Intelligenz, Arbeitern und der Leitung gefertigt, und das noch eine Million billiger als vergleichbare Modelle bei der westlichen Konkurrenz.