Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt.
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Norden kannte die GaertnerZwillinge Iris und Viola seit ihrem zehnten Lebensjahr. Er war einer der wenigen gewesen, der sie von Anfang an hatte unterscheiden können, weil er nicht nur auf die äußerliche, frappierende Ähnlichkeit blickte, denn im Charakter waren sie schon von Kindheit an sehr verschieden. Iris, temperamentvoll, egoistisch und rechthaberisch, die zehn Minuten jüngere Viola dagegen sanft und nachgiebig. Sonst hätten sie wohl auch nicht miteinander auskommen können.
Julius Gaertner, ein hoher Staatsbeamter, hatte es nie ganz verwunden, daß er nicht wenigstens einen Sohn bekommen hatte, aber da Iris die herrischen Züge hatte, die auch ihm eigen waren, bevorzugte er sie, soweit man dieses Wort gebrauchen konnte, denn er war ein Despot und überaus pedantisch. Seine sanfte Frau Gisela konnte erst ein Eigenleben beginnen, als er, gerade erst vierzig Jahre alt, von einem Untergebenen erschossen wurde, der sich durch ihn benachteiligt fühlte. Die Witwe und die beiden Töchter wurden mit Mitgefühl überschüttet, und Not brauchten sie auch nicht zu leiden, da Vermögen und eine hohe Lebensversicherung vorhanden waren, und die Rente war auch recht ordentlich.
Freilich war Gisela Gaertner zuerst total verschreckt gewesen, und sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie sich das Leben nun gestalten sollte, da der »Kommandeur« fehlte. Aber schon bald kam das große Aufatmen, und sie konnte verdrängte und verschüttete Talente neu entdecken und auswerten. Der naiven Malerei hatte von jeher ihr Interesse gegolten, aber sie war von ihrem Mann verspottet worden, wenn sie ihre Bildchen malte. Nun konnte sie malen, und außerdem stickte sie auch