Der Band versammelt 25 Texte zur Historischen Anthropologie, die zwischen 1998 und 2020 erschienen sind – und die Entwicklung dieses methodisch-methodologischen Feldes vor allem in Deutschland begleitet, reflektiert und beeinflusst haben.
Alle Beiträge gehen ganz im Sinne der Zeitschrift "Historische Anthropologie" von einem Verständnis von Kultur als Medium historischer Lebenspraxis aus, bestimmen aber historisch-anthropologisches Arbeiten nicht nur semiotisch oder symbolisch und damit hermeneutisch, sondern als Versuch, Praktiken und Routinen eigennützigen Handels zu rekonstruieren. Kultur wird auf diese Weise zu einem Repertoire von Handlungsoptionen, das dazu dient, materielle Ressourcen zu mobilisieren und soziale Beziehungen herzustellen, durchaus über die Vermittlung von Bedeutung hinaus. Mehr noch: Kultur kann vor diesem Hintergrund als Verhaltens-Ordnung verstanden werden, ja, als Programm zur Regelung von Verhalten. Als Programm aber auch, dessen Eigendynamiken immer wieder zur Veränderung von Verhaltensmustern führen. Im Mittelpunkt der Beiträge steht die "Begegnung", die "Übersetzung", die aber auch "Grenzziehungen" und "Grenzverletzungen" hervorbringt – ins hin zu kulturellen Praktiken des Tötens und Sterbens. Geschichte gerät damit zur spezifischen Wissenschaft von Menschen in der Vergangenheit. Geschichte im Guten wie im Bösen.