In der mitteleuropäischen Naturlandschaft war ursprĂźnglich eine Vielzahl von groĂen Pflanzenfressern heimisch. Diese haben fĂźr die Entwicklung und Dynamik der natĂźrlichen Ăkosysteme eine wichtige, wenngleich auch aus heutiger Sicht nicht exakt quantifizierbare Rolle gespielt. Im Zuge der Umwandlung der Naturlandschaften in Kulturlandschaften und mit zunehmender menschlicher Besiedlung wurden insbesondere groĂe Arten, wie der Auerochse, ausgerottet oder Ăźberlebten nur in Gefangenschaft, wie der Wisent. Nur Ăźber die Zucht in Zoos und Wildgehegen gelang es, den Wisent zu erhalten. Seit den 1950er Jahren erfolgten umfangreiche Wiederansiedelungen, die sich bislang jedoch auf Ost europa beschränken.
Ziel des in diesem Band dokumentierten, in 2005 begonnenen E+E-Vorhabens war es, die Voraussetzungen und MĂśglichkeiten einer Freisetzung in Deutschland (Rothaargebirge im SĂźden Nordrhein-Westfalens) zu prĂźfen und zu erproben. Damit sollte nicht nur ein Beitrag zum Schutz dieser gefährdeten Art geleistet, sondern insbesondere auch untersucht werden, wie sich der Wisent in die heutigen kulturgeprägten Ăkosysteme einfĂźgt und welche Rolle er darin spielen kann. Zugleich galt es zu klären, ob eine Koexistenz mit den im Rothaargebirge lebenden bzw. sich dort erholenden Menschen mĂśglich ist und welche Vorkehrungen dafĂźr getroffen werden
mßssen. Ein weiteres Ziel war die Klärung der Frage, inwieweit das Vorhaben auch einen Beitrag fßr die Entwicklung des Natur tourismus in der Region leisten kann.