In der Arbeit mit meinen Klientinnen und Klienten zeigt sich in jedem mehrjährigen therapeutischen Prozess eine mächtige, vom Leben abgewandte Instanz, das Verborgene Ich. Es hat sich dem Zugriff der Mitmenschen und der aktiven Teilnahme am Leben entzogen. Und doch bestimmt es unsichtbar und selbstvergessen unser alltägliches Tun. Ohne dass wir es bemerken, dirigiert es die von ihm zurückgelassenen Persönlichkeitsanteile: die öffentlich sichtbaren Personen und das Kind. So dienen sie dem Verborgenen Ich als Tarnung, denn um keinen Preis will es selbst gesehen werden. Es ist zum Blindgänger mutiert. Wenn wir im Verlauf eines therapeutischen Prozesses unserem Blindgänger unmittelbar in all seiner Negativität und Explosivität begegnen, sind wir schockiert: So wollen wir niemals sein! Und doch können wir, abgespalten von dieser mächtigen Instanz, kein erfülltes Leben führen. Denn das Verborgene Ich ist unser - von vielen Schutzschichten verhülltes - wahres, eigentliches Ich. Die verschüttete Quelle unseres Seins.