Der wohlhabende Fürst Mitja hat sein Studium abgebrochen, um sich als Gutsherr um sein Landgut und die 700 Leibeigenen kümmern zu können. Tolstois Novelle begleitet ihn einen Tag lang und schildert Mitjas Bemühen, die Anliegen der Bauern zu klären. Wie ein ländlicher König Salomo wird er zu Streitigkeiten gerufen und soll als Herr ein gerechtes Urteil fällen. Dabei wird deutlich, wieviel tatsächlich im Argen liegt auf dem Dorf und dass seine Leibeigenen keine Unschuldslämmer sind. Nur der gleichaltrige Imker benötigt nichts und berichtet träumerisch von Reisen in die Ferne – ein Reichtum, den sich auch der wohlhabende Gutsherr nicht leisten kann.
Leo Tolstoi (1828–1910), eigentlich Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi, gilt weithin als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Als Sohn eines Adelsgeschlechts wurde er in realitvem Reichtum geboren, studierte Jura und nahm als Soldat am Kaukasuskrieg teil. Die Erfahrungen, die er dort machte, wurden zur Grundlage seiner ersten Erzählungen. Nach dem Krieg widmete er sich zunehmend humanistischen Zielen und veröffentlichte mehrere Werke, darunter "Anna Karenina" und "Krieg und Frieden", welche seinen weltweiten Ruhm begründeten. Tolstoi hinterließ ein beachtliches Werk, das sich häufig mit moralischen Fragen beschäftigt, und ihm seinen Status als Gigant der russischen Literatur sicherte.