Dr. Walter Wolf (1905-1992)
Der in der ehemaligen Landeshauptstadt von Österreich-Schlesien, in Troppau, geborene Autor studiert in den goldenen 20-er Jahren an der Deutschen Universität in der weltoffenen Stadt Prag. Er begnügt sich dabei nicht mit Germanistik und Slawistik, sondern interessiert sich auch für Religion und Theologie und promoviert 1929 mit einer Doktorarbeit über den Weg vom Aberglauben zur Lehre Jesu Christi.
Nach seinem Referendariat – er unterrichtet Tschechisch und Deutsch - erhält er eine Anstellung an dem Gymnasium in Freiwaldau. Der Ort liegt inmitten des Altvatergebirges, attraktiv nicht nur wegen der Wandermöglichkeiten, sondern auch wegen des von dem Wasserheiler Vinzenz Priessnitz begründeten nahen Kurzentrums.
1935 heiratet Dr. Wolf, gründet eine Familie und bezieht sein Haus in Freiwaldau. 1945 wird er zum Wehrdienst eingezogen und unterrichtet Luftwaffenhelfer im nahen Oberschlesien. 1946 wird die Familie vertrieben und lässt Haus und Heimat zurück. In Württemberg findet sie eine neue Heimat am Fuß der Schwäbischen Alb, zunächst in Heubach und dann in Aalen, wo Dr. Wolf am dortigen Schubart-Gymnasium 1947 die Unterrichtstätigkeit wieder aufnehmen kann.
Neben seiner Arbeit – er hat während seiner 20-jährigen Berufstätigkeit in Aalen über 10 000 Aufsätze korrigiert – findet er wieder Zeit, sich mit den Themen seiner Jugend zu beschäftigen. Dabei geht es ihm vor allem um die paradiesischen Vorstellungen vom ewigen Leben. Er bedauert, dass das Christentum sich nicht die richtigen Erkenntnisse des Gilgamesch-Epos über Leben und Tod zu Eigen gemacht hat und bündelt seine religionspsychologischen Untersuchungen in einem Manuskript für ein geplantes Buch. Es kommt nicht zum Druck und sein ältester Sohn übernimmt die Herausgabe nach einer gründlichen Überarbeitung der väterlichen Hinterlassenschaft mit neuem Titel. Er fühlt sich dazu ermutigt auch durch das Vorbild Peter Härtlings, der mit seinem Roman „Nachgetragene Liebe“ das Andenken an seinen früh verstorbenen Vater bewahrt.