Ferdinand Tönnies war ein Mann der vielen Etikettierungen und gehörte
mit Georg Simmel und Max Weber im frühen 20. Jahrhundert
zu den bekanntesten deutschen Sozialwissenschaftlern. Mit diesen
Weggefährten etablierte und repräsentierte Tönnies eine neue Disziplin:
Die Soziologie. Jenseits der akademischen Welt war der Soziologe
der breiten Öffentlichkeit aber auch als moralische Instanz bekannt.
Von Zeitgenossen wurde er als » bürgerlicher Moralapostel« oder »socialistisch-
ideologischer Weltverbesserer« wahrgenommen. Noch ehe
der Begriff des Intellektuellen geprägt wurde, stand Tönnies für jemanden,
der gegen den Machtmissbrauch der Eliten kämpfte: Sein Ziel war
eine menschlichere Gesellschaft jenseits kapitalistischer Ordnungen.
Ebenjene Bestrebungen führten ihn im Jahr 1892 dazu, die Deutsche
Gesellschaft für Ethische Kultur mit zu begründen. Die ideelle Basis
seiner Ideen einer politischen Neuordnung fußten dabei in humanistischen
Bildungs- und Erziehungsvorstellungen.