Worum geht es eigentlich in der Begleitung und Beratung von Menschen? Geht es um Heilung? Soll etwas oder jemand (her-)gerichtet werden? Darum, einen guten Rat zu geben? Wenn ich in meiner Praxis mit Menschen arbeite, geht es oft „nur“ darum, einen Raum zu schaffen. Einen Raum, in dem etwas geschehen kann, das den Menschen wieder mit seinen Ressourcen in Verbindung bringt, neue Lösungen erzeugt, einen Sinn kreiert oder in Harmonie mit der Situation kommen lässt. Dieser Raum wird nicht von mir allein erzeugt, dieser Raum entsteht ganz von selbst, wenn Menschen sich begegnen. Mit der Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und liebevollen Zuwendung, mit der ich dem Menschen gegenüber begegne, kann ich unterstützen, dass in diesem Raum etwas entsteht.
Ähnlich ist es auch in Alltagssituationen. Meist begegnen wir Menschen unbewusst auf der Grundlage unserer Erfahrungen und Einstellungen. Wir haben aber auch die bewusste Möglichkeit einen Raum zu schaffen, in dem wahrhafte Begegnung möglich ist. Gerade bei schwierigen Begegnungen ist es oft nicht das gesprochene Wort oder die konkrete Handlung, die einen Unterschied machen. Es ist mehr das Gefühl, das zwischen den Menschen entsteht.
In der systemischen Arbeit der Strukturaufstellungen, die ich von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer gelernt habe, spricht man vom „Dazwischen“. Dieses Dazwischen ist die Energie zwischen den Menschen, der Raum der Begegnung. Im Dazwischen entstehen unsere Gedanken und Gefühle. In der buddhistischen Philosophie wird dieser Raum das „in wechselseitiger Bezogenheit zueinander Entstehen der Erscheinungen“ genannt. Nichts und niemand existiert einfach für sich. Alles entsteht, indem es wahrgenommen wird, auf die Art und Weise wie es wahrgenommen wird.