Die japanische Architektur ist zugleich ein Mythos, ein Klischee, eine Vision und Inspiration, schließlich ein Raum des Anderen. Sie ist Projektionsfläche der europäischen Träume und der japanischen Konzepte.
Seit den mittelalterlichen Beschreibungen Marco Polos wurde die japanische Architektur in Europa wahrgenommen. Ihre Andersartigkeit war bis ins 19. Jahrhundert Schwerpunkt der Rezeption. Dies änderte sich, als der Austausch zwischen Japan und dem Westen nach 1850 zunahm. Nun bereisten zunehmend Europäer und Amerikaner den Inselstaat und vermittelten ihre Eindrücke in zahlreichen Publikationen. Gleichzeitig entstanden in Deutschland die ersten kunsthistorischen Weltgeschichten, in denen die Architektur wichtiger Teil der Beschreibung war. Die Rezeption wandelt sich mit den historischen Sichtweisen, der Blick richtet sich dabei stets auf die Aspekte der Kunst und Architektur Japans, die den zeitgenössischen Vorstellungen und dem Ideal im Westen entspricht.
Wie die japanische Architektur über die Jahrhunderte in Deutschland wahrgenommen wurde, wird anhand ihres Bedeutungswandels im internationalen Netz der Kulturen dargestellt, wobei ein Schwerpunkt auf der Zeit zwischen 1850 und 1950 liegt. Die deutsche und japanische Architektur- und Kunstgeschichte und ihre gemeinsamen Wurzeln, Diskurse und Entwicklungen werden aufgezeigt und in die Erzählung der Weltkunstgeschichte eingefügt.