Fußball im KZ, Häftlinge im Kino oder im Bordell, Blumenrabatten vor den Baracken … Auch das gab es in den Vernichtungslagern, in denen der Tod täglich blutige Ernte hielt. Wir kennen zumeist nur diese Seite, das Leben hinter Stacheldraht war aber komplexer. Der Erlebnisbericht des jüdischen Häftlingsarztes Dr. Fritz Lettow aus den Nazilagern Buchenwald bei Weimar, Struthof im Elsass, Sachsenhausen bei Berlin und aus der schrecklichsten aller Höllen auf deutschem Boden, dem Vernichtungslager Bergen-Belsen bei Celle in Niedersachsen, nimmt uns den Atem. Es sind Aufzeichnungen über maßlose Verbrechen, über niederträchtige Schurkereien, über Spitzel und Denunzianten, aber auch über Kameradschaft und Menschlichkeit in ihrer edelsten Form.
Das Buch, in der allzu einseitig antifaschistischen DDR jahrzehntelang verhindert, teilt den Alltag eines Nazi-KZs mit, es verschweigt nichts, es beschönigt nicht, es übertreibt nicht.
Wenn die Aufsehen erregenden Tagebücher des berühmten Philologen Victor Klemperer von einem in der Freiheit Gefangenen geschrieben sind und die nazideutsche Wirklichkeit aus ganz besonderer Sicht erhellen: Die Aufzeichnungen Dr. Fritz Lettows sind eine notwendige Ergänzung dazu. Sie vermitteln bisher nie gehörte Informationen eines in den Höllen zeitweise in relativer Freiheit existierenden Gefangenen, der, von keinem Gott verurteilt, die Apokalypse schon zu Lebzeiten durchleiden musste.