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DAS GRAB WARTET SCHON : HARRY FLYNN - PRIVATE EYE, Band 3

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Chicago, 1917: WĂ€hrend die Prohibition die Trinker drangsaliert, das organisierte Verbrechen in der Großstadt auf dem Tisch tanzt und korrupte Politiker so tun als kĂŒmmerten sie sich um das Schicksal der Menschen, schlĂ€gt sich der Privatdetektiv Harry Flynn so gut er kann durchs Leben: In diesem neuen Fall als Ermittler in einer EntfĂŒhrung, die ihm nicht ganz koscher vorkommt...

Ich stellte Jessicas Suite auf den Kopf. Als ich im Schlafzimmer gerade in einer Kommode mit UnterwÀsche kramte, rÀusperte sich jemand hinter mir.

Ich fuhr herum.

"GefĂ€llt Ihnen wohl, das Zeug, was?" Donna grinste anzĂŒglich. "Sie wĂŒhlen wohl gern in den Höschen kleiner MĂ€dchen rum, was?" Ihre Stimme troff vor Ironie, und ich hatte das GefĂŒhl, dass ich mich sofort und nach Möglichkeit rotzig wehren musste, um nicht in ein schrĂ€ges Licht zu geraten.

Zum GlĂŒck fiel mir in diesem Augenblick ein in Leder gebundenes BĂ€ndchen mit der geprĂ€gten Aufschrift Mein Tagebuch in die HĂ€nde. Ich nahm es raus und hielt es triumphierend hoch.

"Ist 'n alter Erfahrungswert", sagte ich sĂŒffisant. "Kleine MĂ€dchen verstecken ihre TagebĂŒcher immer zwischen ihren zĂŒchtigen BaumwollschlĂŒpfern." Ich warf das schwarze Spitzenhöschen, das sich an dem Buch verheddert hatte, in die Schublade zurĂŒck. "Danke, Miss Montgomery. Wenn ich Sie brauche, werde ich Sie rufen lassen."

Ich weiß nicht, was ihr saurer aufstieß: Die Tatsache, dass ich sie raus warf oder die Formulierung rufen lassen. Jedenfalls blies sie die Backen auf, als wĂ€re ihr so was Unerhörtes noch nie passiert.

Ich sah ihr an, dass sie stinkwĂŒtend nach Worten suchte. "Aber da Sie nun schon mal hier sind", fuhr ich lĂ€ssig fort und entnahm meiner Hosentasche eine reichlich zerknĂŒllte Packung, aus der ich eine Zigarette fischte. "Wollen Sie auch eine?"

Sie schaute mich an wie ein ekliges Ungeziefer, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stĂŒrmte hinaus.

HARRY FLYNN – PRIVATE EYE – hard-boiled Krimis aus dem Chicago der 1920er Jahre von Ronald M. Hahn!