Der Tod Hans M. Frankens war nicht einmal wichtig genug für eine kurze Notiz im Regionalteil der Zeitung, obwohl die Begleitumstände mehr als merkwürdig waren. Franken wurde leblos in seiner Wohnung aufgefunden; sein Körper war stark geschrumpft, ausgetrocknet und steif und kalt wie ein Stück Gefriergut, wie eine Hülse, die schon seit langer Zeit leer war – doch seine Nachbarin hatte ausgesagt, ihm nur zwei Tage zuvor im Treppenhaus begegnet zu sein. Und sein Neffe, der die Leiche gefunden hatte, versicherte mir, etwas Schrecklicheres als Frankens Augen habe er nie gesehen. Sie seien völlig schwarz gewesen, und es habe etwas tief in ihnen gefunkelt, sodass es zunächst den Eindruck erweckt hatte, als würde er noch leben. Dieses Funkeln, das dem Neffen aufgefallen war, als er sich zu seinem am Boden liegenden Onkel heruntergebeugt und vergeblich nach dessen Puls getastet hatte, sei ihm »wie die Miniatur eines gewaltigen Universums«vorgekommen.
Diese Sammlung enthält 23 Kurzgeschichten des Autors.
Mit Illustrationen von Timo Kümmel.
»Siefeners an klassischen Vorbildern geschulte unheimliche Geschichten gehören zum Besten, was die deutsche Phantastik bislang hervorgebracht hat.«
(Joachim Körber)
»Auf dem Gebiet der Weird Fiction ist Michael Siefener stilistisch wie inhaltlich einer der besten, wenn nicht der beste deutschsprachige Autor der Gegenwart.«
(Carsten Kuhr)