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Das Märchen von der schönen Melusine: Moritz von Schwinds Vollendung der zyklischen Bilderzählung als Ausklang der Romantik

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Moritz von Schwinds letzter Märchenzyklus (1868/69) erscheint als Abgesang einer großen Kunstepoche. Nochmals führt uns der spätromantische Künstler in seine poetische Welt, gibt uns durch die einmalige, ringförmige Komposition – ursprünglich als Freskodekoration für einen Melusinenbrunnen geplant – einen erneuten Beweis seiner Meisterschaft. Die Bilderzählung zeichnet Schwind als einen vielseitig gebildeten Repräsentanten seiner Zeit aus. Er verwandelt die französische Stammessage der Grafen Lusignan nicht nur in eine Apotheose der Natur und versteht es damit das seit dem 18. Jahrhundert immer wieder vieldiskutierte Problem des Gegensatzes zwischen "edler" Natur und "pervertierter" Zivilisation zu thematisieren, bemerkenswert sind auch die außergewöhnlichen musikalischen Kenntnisse des Malers, der in seinem Bildzyklus "Zitate" aus Felix Mendelssohn-Bartholdys "Melusinenouverture" einfügt und am Rande selbst Richard Wagners Idee des "Gesamtkunstwerks" aufgreift. So spiegelt sich im letzten großen Werk des Meisters das 19. Jahrhundert in all seinen literarischen, musikalischen und bildkünstlerischen Facetten wider.