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Das Rattenprinzip

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Claudi fuhr dem Vater dazwischen, bevor er losdozierte. »Der Udo will einfach wissen, was da lÀuft in Stuttgart, verstehsch? Was da dahintersteckt, hinter dem komischen Mord und der Schieberei mit dem Geld und SMW - Und dem Rausschmiss.«

»Urlaub«, sagte Udo.

»Urlaub«, echote Marthel.

Der rote Karle beugte sich so weit ĂŒber den Tisch, dass er halb aufstand. Er blitzte in Udos Augen. »Glaubst du«, zischte er, »du kommst da dahinter, was die Bonzen da treiben, grad du, du kleiner Seichbub? HĂ€? Das glaubst du? Und dafĂŒr hab ich alleweil an dich hingeschwĂ€tzt.«

Er zog sich zurĂŒck und brĂŒllte: »Scheißdreck!«

»Das Rattenprinzip« spielt im FrĂŒhjahr 1990, inmitten der Wende, in einem LĂ€ndle, das sich knitz an die schwindenden Utopien klammert. Der rote Karle, der letzte Kommunist, sitzt im mittleren Schwarzwald in seiner Klitsche und wettert unverdrossen gegen das »Rattenprinzip«: »Wer pariert, kriegt’s in den Rachen geschoben.« In der Schwabenmetropole hingegen weht bereits ein anderer Wind. Die Zeiten des Aufbruchs und der Protestbewegungen sind vorbei. Die Technologie siegt, die Kultur wird allerorts mundtot gesponsert, zum Wohl des Automobils und des ungebremsten Profits. Da wird der clevere Zeitgeist, der die Globalisierung einlĂ€utet, schonungslos spĂŒrbar. Das Wende-Stuttgart ist ein gefĂ€hrliches Pflaster, fĂŒr Gutmenschen tödlich.

»Das Rattenprinzip« erzĂ€hlt von einem jungen LebensgefĂŒhl, das gegen die Verdummung und die skrupellose Vermarktung rebelliert. Ein SchlĂŒsselroman? Nicht doch! Ein Kultkrimi gegen das allzu bereitwillige Vergessen.