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Der junge Mann aus River Red: Wichita Western Roman 111

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Die Poststraße kam aus dem offenen und rauchigen SĂŒden, verlief schnurgerade, tauchte in eine kleine Senke ein und strebte einem Pass zwischen den nördlichen HĂŒgeln zu. Genau dort, wo die Wagenspuren in die Senke einschnitten, lag der junge Mann aus River Red. Seine graue Kleidung verschmolz mit dem sandigen Boden, und ein Teil des Bodens wurde ĂŒber ihm aufgeschĂŒttet, um ihn besser zu verbergen. Er trug eine Schrotflinte an der Seite, einen weiten Mantel, ein Kopftuch, das er sich ĂŒber das Gesicht gezogen hatte, und einen grauen Hut, den er sich ĂŒber die Ohren gezogen hatte. Zwischen dem Hutrand und dem Rand des Kopftuchs war nichts zu sehen als das helle, eifrige Aufblitzen achatblauer Augen, die in diesem Moment unbeweglich auf eine Staubwolke gerichtet waren, die von einer herannahenden Kutsche aufgewirbelt wurde.

In der ganzen LĂ€nge und Weite der WĂŒste hĂ€tte man keinen schlechteren Ort fĂŒr einen Überfall finden können. Im Umkreis von drei Meilen gab es keinen Baum, keine Kuppe und keinen Felsen, und obwohl östlich und nördlich von ihm eine kreisförmige Linie kahler BergrĂŒcken verlief, boten diese in etwa zwanzig Minuten Entfernung eine perfekte Sicht fĂŒr jeden, der die Possen des Jungen beobachten konnte. Um die Situation noch gefĂ€hrlicher zu machen, hatte er sein Pferd in der einzigen kreisrunden Schlucht zurĂŒckgelassen, die tief genug war, um das Tier zu verbergen, und diese war ganze achthundert Meter entfernt. Aber alle großen KĂŒnstler arbeiten mit originellen Ideen, und der Junge aus River Red hatte sich mit dem festen Glauben an seine eigene ZĂ€higkeit und sein Können auf das Leben eines Gesetzlosen eingelassen. Er war kaum sechzehn Jahre alt und hatte bisher eine weiße Weste - abgesehen vielleicht von der gelegentlichen Aneignung eines Außenseiters, was in diesem Land und in dieser Zeit weniger war als gar kein Verbrechen. Kurz gesagt, er wartete hier auf die BĂŒhne, weil niemand auf so etwas kommen wĂŒrde.