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Die kurzen 1000 Jahre - Teil 2 : Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend im dritten Reich

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Die tausend Jahre beginnen im Jahr 1933. Damals war ich fĂŒnf Jahre alt.

Und mir fĂ€llt eines Tages auf, daß ĂŒberall in den Straßen MĂ€nner mit braunen Uniformen und schwarzen Stiefeln herumlaufen. Als ich meinem Papa davon erzĂ€hle, meint er:

"Zu denen mußt Du immer 'Heil Hitler' sagen, das hören sie gerne!"

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Wir haben Herrn Rektor Lenz gerne als Klassenlehrer. Er ist noch jung und nett und redet viel und begeistert von unserem FĂŒhrer Adolf Hitler und seinen großartigen Ideen. "Wir können unserem FĂŒhrer gar nicht genug danken, dass er unser deutsches Vaterland gerettet hat!" verkĂŒndet er mit leuchtenden Augen und erzĂ€hlt uns von den tapferen deutschen Soldaten, die vom bösen Feind nicht besiegt werden konnten und trotzdem das schĂ€ndliche "Diktat von Versailles" hinnehmen mussten. Und dann erzĂ€hlt er von der schlimmen Zeit nach dem Krieg, wo Hunger, Arbeitslosigkeit und ĂŒberall ein großes Chaos herrschten.

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Die Tieffliegerangriffe, die ich bei der Sanddornbeerenernte kennengelernt habe, fangen jetzt auch hier an. Und eines Tages - wir haben Ende Januar 1945 - erschĂŒttert ein dumpfer Schlag das ganze Dorf. Die EisenbahnbrĂŒcke, die von Wimpfen nach Jagstfeld fĂŒhrt, ist bombardiert worden und liegt jetzt zerstört im Neckar. Kein Zug wird mehr darĂŒberfahren.

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"Ich habe jetzt Anweisung vom Bezirk. Wir fahren ĂŒbermorgen alle nach Teplitz-Schönau. Dort werden wir unseren weiteren Einsatz erfahren."

Wir eilen zur Landkarte im Tagesraum. BestĂŒrzte Rufe werden laut:

"Himmel! - So weit oben!" – "Das ist ja beinahe bei den Russen!" – "immer weiter von zu Hause weg!"

Am nÀchsten Morgen hat FrÀulein Schreiner jedoch schon wieder eine andere Nachricht.

"Über Nacht hat sich die Situation geĂ€ndert," sagt sie, "wir fahren nicht morgen nach Teplitz-Schönau, sondern heute noch nach Staab bei Pilsen. Sie werden im RĂŒstungswerk in Holleischen arbeiten."

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Wir haben Frieden. Die schreckliche Dunkelheit der vergangenen Jahre ist vorĂŒber.