Die Freiheit ist auf dem RĂźckzug und der Einzelne zunehmend dem Willen und den AnsprĂźchen einer abstrakten Mehrheit unterworfen. Er kann ihnen nicht entrinnen. Dass ausgerechnet die Demokratie sich zu einer Macht entwickelt, die auĂer dem Staat keine ernstzunehmenden Akteure Ăźbrig lässt, und alles Wirken und Handeln des Menschen, all seine Arbeit und all sein Verdienst in den Unterhalt des Staates und seinen weiteren Ausbau stellt, steht im Gegensatz zu allem, was man mit Demokratie stets verbunden hat: die Hoffnung, als Staatsform Garant der Freiheit zu sein. Die Demokratie moderner Ausprägung hat diesen Anspruch weit hinter sich gelassen. Die Macht der Mehrheit und ihre historisch einmalige DurchgriffsmĂśglichkeit auf das Leben der Einzelnen, lassen den Menschen heute mit dem GefĂźhl zurĂźck, nur noch fremden Mächten zu dienen. Daher auch sein schizophrenes LebensgefĂźhl: Man macht ihm weis, in einer freien Gesellschaftsordnung zu leben, in einer Welt der Vielfalt und WahlmĂśglichkeiten. Doch dann merkt er, dass es nur Einfalt gibt. Es gibt nur das eine GroĂe, das eine Ganze, das eine Umfassende, dem alle zuarbeiten mĂźssen wie in einem Ameisenstaat. Das bedrĂźckt ihn, weil es ihm keinen Ausweg lässt. Und er fĂźhlt sich versklavt. - Ursächlich fĂźr die Versklavung des Menschen ist einerseits die Hybris des Staates und sein nie enden wollender Gestaltungsanspruch, andererseits das immense Versorgungsniveau, das die demokratische Mehrheit regelmäĂig allen auferlegt, ohne dass es eine natĂźrliche Beschränkung fände. Dieses hohe Versorgungsniveau aber ist unvereinbar mit der Freiheit des Menschen. Als Prinzip galt dieses Dilemma der Demokratie schon immer. Aber erst jetzt ist die Demokratie gesellschaftlich so weit, dass sie ihre gewaltigen AnsprĂźche voll geltend machen kann. So geht mit jeder Wahlperiode mehr Freiheit verloren, ohne dass dies bedeutend mehr Menschen auffiele als den wenigen Freien, die noch an ihrer Freiheit hängen.