(0)

Die Zeit des Anderen : Geteilte Erinnerung, gestohlene Zukunft, geschenkte Zeit

E-book


Die Zeit gehört einem nicht nur selbst, sondern ihre QualitÀt und Gestalt hÀngen auch von der Umgebung und vom Handeln anderer ab. »Ihr habt uns unsere Zukunft gestohlen« lautet etwa der Protest der Klimajugend. Inwiefern die Zeit nur unzulÀnglich begriffen wird, wenn nicht auch die Zeit des Anderen miteinbezogen wird, untersucht Emil Angehrn in seinem luziden Essay.

Angehrn geht es in seinem Buch darum, das RĂ€tsel und den Sinn der eigentĂŒmlichen, nicht selbstverstĂ€ndlichen Figur der Zeit des Anderen aufzuhellen. DafĂŒr sucht er drei unterschiedliche VerhĂ€ltnisbestimmungen sowohl fĂŒr sich wie in ihrer wechselseitigen Verflechtung aufzuklĂ€ren: zum einen das VerhĂ€ltnis zwischen der Zeit des Selbst und der Zeit des Anderen, zum anderen die PolaritĂ€t zwischen positiven und negativen Formen und Wertungen des Zeiterlebens und schließlich die interne Differenzierung der Zeit nach den Dimensionen des Vergangenen, des GegenwĂ€rtigen und des ZukĂŒnftigen. Die Überlagerung dieser drei Raster resultiert in einem komplexen Geflecht, in dem die Zeitlichkeit der Existenz unter vielfĂ€ltigen Aspekten hervortritt. Absicht und Herausforderung seiner Untersuchung ist eine VerstĂ€ndigung ĂŒber das Wesen und die existentielle Bedeutung der Zeit im menschlichen Leben.

Wenn von »gestohlener Zukunft«, »geschenkter Zeit« oder »Verstrickung in eine Familienvergangenheit« die Rede ist, wird deutlich, dass sich die PolaritĂ€t zwischen der eigenen Zeit und der Zeit des Anderen und die affektive Ambivalenz im Erleben der – aufbauenden und zerstörenden, rettenden und bedrohenden – Zeit in vielfĂ€ltiger Weise ĂŒberlagern.