(0)

Freiheit und Langeweile

E-book


Thomas Stangl hat nicht erst mit seinem Band Reisen und Gespenster bewiesen, dass seine außergewöhnliche, tiefgrĂŒndige Prosa nicht nur im Bereich der erzĂ€hlenden Literatur großartige Werke hervorbringt, sondern dass dieselbe Gestaltungskunst auch seine Essays durchdringt. Es tut der Literatur immer gut – und zu manchen Zeiten ist es sogar unabdingbar –, wenn man sie nicht nur schreibend und lesend betreibt, sondern wenn man ĂŒber sie nachdenkt, in grundsĂ€tzlichen und auch in ungewohnten ZusammenhĂ€ngen, und darin ist Thomas Stangl ein Meister.

Es sind Texte ĂŒber den Raum der Literatur, ĂŒber das Geheimnis des FĂŒr-Nichts-Stehens, die Einsamkeit, die sich dem Sozialen entzieht (»und damit der Gewalt, auch der Gewalt des ErzĂ€hlten«), ĂŒber das Unbestimmte, in dem und von dem die Literatur lebt, und ĂŒber »die Spannung zwischen Wörtern wie â€șseltsamâ€č und â€șwirklichâ€č«, ĂŒber revolutionĂ€re Hoffnungen und die Verwechslung von Literatur und Politik, ĂŒber den Moment, in dem plötzlich alles möglich scheint, ĂŒber die Pflicht, »absolut modern« zu sein und »diese Grenze aufzusuchen, hinter der nichts ist (nicht einmal ein Abgrund)«. Kronzeugen fĂŒr die Argumentationen und Überlegungen Stangls sind Peter Weiss (»der vielleicht letzte revolutionĂ€re Schriftsteller der deutschen Literatur«), Inger Christensen, Maurice Blanchot, Peter Waterhouse, Chris Marker oder Jean-Luc Godard.