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Grundpositionen der interkulturellen Philosophie

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Die Notwendigkeit interkultureller Philosophie ergibt sich aus dem Ruf nach Befreiung von der bisherigen Geschichts- und Philosophieschreibung, die zentristisch geprĂ€gt ist. Ein interkulturell orientiertes GeschichtsverstĂ€ndnis erkennt aufgesetzte Grenzen zwischen den Menschen nicht an und lĂ€ĂŸt keinen Zweifel daran, daß eine rein kulturgebundene Geschichtsschreibung der interkulturellen VerstĂ€ndigung im Wege steht und als ZĂŒndstoff unversöhnlicher Konflikte dient. Geschichte ist keine apriorisch gegebene GrĂ¶ĂŸe. Sie ist offen, wird von Menschen gedacht, konzipiert und geschrieben; sie zeigt irrationale Projektionen auf.

Im Geist des Menschen muß ein Umdenken ĂŒber das Eigene und Fremde in Gang gesetzt werden. Es handelt sich um die AnnĂ€herung an einen Paradigmenwechsel und eine Perspektivenerweiterung des Einzelnen auf intra- und interkultureller Ebene. Daß die Historiographie, nicht nur der Philosophie, sondern aller Kulturwissenschaften, ja sogar der Naturwissenschaften, aus einem neuen Blickwinkel heraus, der die Anerkennung des Anderen beinhaltet, kritisch zu revidieren ist, ergibt sich von selbst als Konsequenz.

Die Anerkennung der Gedankenwelt anderer Kulturen ist konstitutiv fĂŒr den Frieden. Diese Forderung ist allen interkulturell-philosophischen AnsĂ€tzen gemeinsam, auch wenn diese sich im Detail und in ihrem Forschungsbereich unterscheiden. InterkulturalitĂ€t besitzt eine theoretische und eine praktische Ausrichtung. Sie erfordert die KlĂ€rung von Begriffen wie â€șWahrheitâ€č â€șAbsolutheitâ€č, â€șAnerkennungâ€č, â€șIdentitĂ€tâ€č, â€șDifferenzâ€č, â€șÜberlappungâ€č, â€șToleranz-Dialogâ€č, â€șHermeneutikâ€č und vielen anderen Begrifflichkeiten. Interkulturelle Philosophie steht dem Mythos der Einheitlichkeit ablehnend gegenĂŒber und distanziert sich von einem Absolutheitsanspruch.

Es ist ein Hauptanliegen der Autoren, Aufgaben, Methoden und Intentionen interkultureller Philosophie in einem historischen Zusammenhang darzustellen und zu erlÀutern.