Auf einmal sitzt er auf dem Sofa, in einer Rauchwolke, wie eine Fata Morgana. Valerie hat nicht mit ihm gerechnet, aber er ist es: Robert. Er dreiundzwanzig, sie neunzehn, sie hell, er dunkel â keiner hat sie je fuĚr Geschwister gehalten. Halbgeschwister, daher vielleicht. Mit der RuĚckkehr der Krankheit ihrer Mutter ist auch er zuruĚckgekehrt, und er verspricht zu bleiben. Gemeinsam stehen Robert und Valerie nun vor Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt: Wie umgehen mit einem Abschied? Valerie und Robert suchen Halt aneinander. Sie hoffen darauf, dass, indem sie die Distanz zueinander verringern, sie auch sich selbst und dem unfassbaren Geschehen um sich herum näherkommen. Doch die Nähe zwischen ihnen hat viele Gesichter: zart und schmerzlich, wild und trĂśstlich â und nicht zuletzt: gefährlich.
Direkt, ungezähmt, aufrichtig und beruĚhrend schreibt Julia Rothenburg uĚber den Abschied von einem nahen Menschen. Sie zeigt die Trauer als ein zutiefst widerspruĚchliches, durch und durch lebendiges GefuĚhl und verleiht den Innenwelten ihrer Figuren, die sich uĚber ein tragisches Ereignis wieder näherkommen â zu nah â, eine entwaffnende Intensität. Julia Rothenburgs literarisches Talent ist beachtlich, ihre Empathie und ihr GespuĚr fuĚr ZwischentĂśne, ihre scharfgestochene Sprache machen "hell/dunkel" zu einer besonderen Leseerfahrung von einer betĂśrenden Kraft, die von Seite zu Seite trägt.