Anhand kßrzlich entdeckter Manuskripte wird die langjährige Brief-Beziehung des Rahel-Witwers zu einer lesehungrigen jßngeren Engländerin dargestellt.
Drei Jahre nach dem Tod seiner Frau Rahel Levin lernt der Schriftsteller, Kritiker, Sammler und ehemalige Diplomat Varnhagen von Ense eine 22 Jahre jĂźngere Engländerin kennen, mit der er bis zu seinem Lebensende in engem brieflichen Kontakt steht und die er fast geheiratet hätte. Hunderte von Briefen, die unlängst aus britischem Privatbesitz aufgetaucht sind, zeichnen das berĂźhrende Bild einer interkulturellen Begegnung und eines besonderen Deutschunterrichts. Denn die walisische Landadelige Charlotte Williams Wynn lernt von Varnhagen und um seinetwillen Deutsch. Sie trainiert ihre Sprachkompetenz, von zahlreichen Buchpaketen aus Berlin unterstĂźtzt, in exzessiver LektĂźre, die auch vor Kant und Hegel nicht Halt macht. Die Tochter eines langjährigen Unterhausmitglieds zeigt gleichzeitig reges Interesse an politischen Fragen, auch als Augenzeugin des Pariser Staatsstreichs 1851. SchlieĂlich gibt die Geschichte dieser brieflichen Liebesbeziehung Einblick in die Ăbergangsepoche zwischen Biedermeier und Nachmärz: in Briefkultur, in Bädermedizin, in eine halbherzige Revolution, den Fahrplan der Rheindampfer und die ersten Beschleunigungseffekte der Eisenbahn.