"Zwei Münder vereinigen sich zu einer schönen Sangstimme. Weil sie alles wissen und weil sie alle Lust versprechen,die möglich ist, soll Odysseus das Schiff anlegen, an der Insel. Das sind die beiden Sirenen,die in der späteren ikonographischen Tradition auf den Vasen immer drei sind und immer schreckliche Mischwesen: oben Jungfrauen mit Busen, unten Krallen und Vögel - bei Homer sind es einfach zwei schöne Nymphen."
Friedrich Kittler betreibt experimentelle Philologie, bereist die Sireneninseln und verlebendigt so die Geschichte des Odysseus. Er erzählt von den honigsüß summenden Stimmen der Frauen, der Geburt der Musen, den Ausschweifungen Kirkes, läßt Göttinnen auftreten, Huren und Nymphen - über allem aber schwebt Musik und die Erotik der Mathematik... Es geht um Verzauberung und die Grausamkeit der Verführung, um das "Lächeln im unsterblichen Gesicht" (Sappho) und das Fortdauern des Namens durch die Zeiten, bis er heute seinen Eintrag im "Sprechbuch" findet. Kittler beschwört unser griechisches Erbe,den Ursprung aller Wissenschaften.