Entlang der Einträge in Es Heften, entlang eigener und imaginierter Erinnerung entwirft Hermann Kinder hier das Porträt von E, der groĂe Talente hatte, der aber sein Leben nicht meistern konnte. Zur Welt gekommen als der letzte groĂe Krieg noch tobte, die Kindheit geprägt von Bomben, Bedrohung, Hunger und Flucht. In der Nachkriegszeit eine Jugend auch voller lichter, heller Bilder. Und in den Jahren, als es in der jungen Bundesrepublik bergauf ging, der Wunsch, KĂźnstler zu werden, Schauspieler. Doch der Empfindsame, der Zweifler zerbrach - an was? Am Leben, an den MĂśglichkeiten, an der Geschwindigkeit, den Wunden, den AbgrĂźnden?
TagebĂźcher, Kladden, Bilder. Ăber 50 Jahre nach Es Abschied blättert der Erzähler durch die Erinnerung an einen geliebten Menschen. Es sind staunende, rĂźcksichtslose, manchmal wehmĂźtige Blicke auf den Wandel der Zeit.
Nach seinem hochgelobten Buch Der Weg allen Fleisches (2014), der wĂźrdevollen Schilderung einer unvorstellbaren Krankheitsgeschichte, greift Hermann Kinder nun weit zurĂźck in die 1950er Jahre. Er erzählt von der Kindheit und Jugend von E, der vor einer Karriere als Schauspieler stand â und der sein Bruder hätte sein kĂśnnen.