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Rom und seine unbehausten Dichter

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Dieser Essay beginnt mit einer Vorbemerkung, die am Anfang mit einem MissverstÀndnis aufrÀumt:

Wer die römische Literatur nur als eine lateinische Variante oder Nachahmung der griechischen auffasst, ĂŒbersieht das Besondere an ihr: WĂ€hrend sie reift, gerĂ€t die antike Sklavenhalterordnung in ihre umfassendste ökonomische und gesellschaftliche Krise. Die Mythen der Griechen, ihre humanistische Dichtung und Philosophie, ihre Staatslehren prĂ€gen Begabung, Kunstsinn und Denken von Dichtern, deren Klasse die Gipfel ihrer Macht bereits ĂŒberschritten hat und nach „starken MĂ€nnern“ ruft. Republikanische Gesinnung muss sich mit zunehmend monarchischen, autoritĂ€ren Machtformen auseinandersetzen. Catull genießt die FreizĂŒgigkeit verworrener politischer VerhĂ€ltnisse. Vergil hofft, die neue Herrschaftsform mit dichterischem Wort vor WillkĂŒr warnen und auf Menschlichkeit verpflichten zu können. Ovid, schon enttĂ€uscht, scheut jede Auseinandersetzung mit ihr und endet dennoch in der Verbannung. Petronius, der erste antike Dichter mit dem Blick fĂŒr soziale VerhĂ€ltnisse, hat das Gespenst des Unterganges gesehen und verspottet seine Zeit einschließlich ihrer moralisierenden „Zeitkritik“.

Die folgenden vier Essays versuchen nach Auskunft ihres Autors zu zeigen, wie eine Literatur tragisch auf verlorenen Posten gerĂ€t, wenn die Klasse, aus der ihre Dichter kommen, sich von ihren eigenen Werten löst und ihre Machtinstitutionen keiner Aufgabe treu bleiben außer der, sich selbst zu erhalten. In seiner Betrachtung der antiken Welt erinnert Ebersbach an eine bis heute anhaltende Praxis der Herrschenden: In seiner Schrift ĂŒber den Staat hatte Platon sich abfĂ€llig ĂŒber Homer geĂ€ußert und kĂŒnftigen Staatenlenkern empfohlen, Dichter zu ĂŒberwachen, damit sie nichts AbtrĂ€gliches ĂŒber Götter und Helden berichteten. Er befĂŒrchtete Schaden fĂŒr die StaatsrĂ€son. Aber keinen Herrscher machte die Maßregelung eines Dichters besser. Und das kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Wer denkt da nicht an einen gewissen Barden namens W.B.?

Wer zu viel wusste und sagte, der wurde wie zum Beispiel Ovid, der Verfasser der „Liebeskunst“, lebenslang verbannt. Mehr dazu ist in der historischen ErzĂ€hlung „Der Verbannte von Tomi“ nachzulesen.

Sehr detailliert geht Volker Ebersbach auf das Leben und das jeweilige Werk von Catull und Vergil, Ovid und Petronius ein und macht krĂ€ftig Lust zu Lesen – auf Deutsch und möglicherweise auch auf Latein.