Milli ist ein kleines Mädchen, das in einer Sintifamilie aufwächst und bald feststellen muss, hier ist vieles anders ist als bei anderen Familien. Sie lernt schnell, wer das Sagen hat und wie sie sich verhalten muss, um sich und ihre Geschwister zu beschützen. Aber es geht nicht nur ihr so, denn selbst die Blutsverwandten müssen den vorgegebenen Regeln folgen und haben nicht die Möglichkeit, dem Psychoterror und den Gewaltattacken zu entkommen. Die Entscheidungen des Familienoberhaupts kommen einer richterlichen Entscheidung gleich und sind zu befolgen. Dadurch entsteht eine Mauer des Schweigens, aufgebaut über Generationen. Diese Mauer sorgt dafür, dass nichts nach außen dringt, denn es gilt, die Ehre und den Namen der Familie nicht zu beschmutzen. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Art von Vergehen es sich handelt. Auch dann nicht, wenn die Mädchen und Frauen der eigenen Familie die Opfer sind.
Das Erschütternde an diesem Roman ist die Tatsache, dass es sich um eine wahre Geschichte – eine Autobiografie – handelt. Denn Milli ist die Autorin selbst, die über ihre Kindheit, ihre Jugend und ihr junges Erwachsenenleben berichtet und darüber, wie sie versucht hat, diese Mauer des Schweigens zu durchbrechen, um endlich ihr ungewolltes Schicksal hinter sich lassen zu können. Ein Buch, das beim Lesen unter die Haut geht.