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"Wie lange noch?" : Schreien nach Recht und Gerechtigkeit - eine Deutung der Apokalypse des Johannes

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Die Apokalypse des Johannes ist "Ent-HĂŒllung". Sie enthĂŒllt einmal, wem die Macht wirklich gehört: dem biblisch bezeugten Gott. Das verdichtet sich in Jesus als dem "geschlachteten Lamm", der seine Macht mit dem Wort durchsetzen wird. In Entsprechung zu Jesus sieht Johannes die von ihm angeschriebenen Gemeinden in einer bedrĂ€ngten Situation am Rande der Gesellschaft. Er hĂ€lt sie dazu an, diese Situation anzunehmen und zu gestalten im Widersprechen und Widerstehen gegenĂŒber der sich totalitĂ€r gebĂ€rdenden Macht Roms.

Die Apokalypse enthĂŒllt zum anderen, dass die so gewaltig erscheinende politisch-militĂ€rische Macht Roms monströs ist und auf Trug beruht und also keinen Bestand haben wird. Nicht zuletzt gibt Johannes eine hellsichtige Beschreibung der wirtschaftlichen Situation seiner Zeit, indem er die "Dynamik des Luxus" (Apk 18,3) offenlegt.

Die LektĂŒre der Apokalypse kann zu einer Wahrnehmung der Wirklichkeit von unten und vom Rande her anleiten. Die vielfĂ€ltigen Gerichtsaussagen dieses Buches werden als das sichtbar, was sie in biblischer Tradition sind: Schreie nach Recht und Gerechtigkeit. So wenig wie seine getöteten Zeuginnen und Zeugen ist Gott schon am Ziel. Er ist es erst, wenn ihnen - und "allen Hingeschlachteten der Erde" (Apk 18,24) - zu ihrem Recht verholfen ist.