Halb eins, Mittagszeit! Die TĂźr Ăśffnete sich, zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen kamen in die KĂźche gestĂźrmt. Zwei Schulranzen wurden abgeworfen, und die beiden Kinder begrĂźĂten ihre Mutter stĂźrmisch.
âSchule ist aus! Und keine Hausaufgabenâ, verkĂźndete Thorsten Kretschmann, der dreizehnjährige Sohn von Thomas und Anita, die jetzt gerade den KĂźchentisch zum Essen gedeckt hatte.
âPost von Papa?â, fragte Meike, die elfjährige.
Ein Schatten von Unmut zog jetzt Ăźber das schmale, ebenmäĂige Gesicht von Anita. Sie strich sich das schulterlange, dunkle Haar hinter die Ohren, dann legte sie eine bunte Postkarte auf den Tisch. Eifrig beugten sich die Kinder drĂźber, starrten dann aber enttäuscht auf die wenigen Zeilen.
âHallo, meine Lieben. Bin in Eile. Hier ist es sehr heiĂ, das Essen ist gut, ich wĂźnschte, ihr kĂśnntet alles sehen. GruĂ Papa und Thomas.â
Auf der Bildseite war das Opernhaus von Sydney zu sehen. Thomas Kretschmann war jetzt schon seit mehr als drei Wochen auf Geschäftsreise in Australien, eine Woche schon mehr als geplant. Hatte er zu Anfang wenigstens noch zweimal telefonischen Kontakt zu seiner Familie gesucht, so nahm er sich diese Zeit jetzt gar nicht mehr. Niemand bestritt, dass er viel zu tun hatte, doch es schien fast so, als habe er vergessen, dass daheim seine Frau und seine Kinder auf ein Lebenszeichen von ihm warteten.