Mein Vater ist der Kienholzmann von Schalkemaren gewesen, meine Mutter aber eine liederliche Schlumpen. So soll ein Sohn wohl nicht von seiner Mutter sprechen: Haben mir doch aber die Leute all mein Lebtage Narrenfreiheit gegeben, einem jeden zu sagen, was ihm keiner sagte, und habe ich doch sogar meinen hohen und gestrengen Herren, den Ritter von Wetterplitz, selbst in seinem hĂśchsten Zorn einen Wutknollen und Feuerausdemdach, einen KochĂźberhansen, einen Scharlachhintern und roten Krähhahn heiĂen dĂźrfen â warum sollt ich da mit der Wahrheit vor der eigenen Familie haltmachen? Ich gebe der Mutter nur zurĂźck, was sie mir gab, denn sie hat mich auch von zartesten Kindesbeinen an einen Hans Buckel und Ast mit dem Knast geschimpft. Und war sie es doch, die mich klein Kindlein nackt und bloĂ auf dem Tisch liegen lieĂ und rasch einmal hinauslief in den Blauen Hahnen, sich die Gurgel anzufeuchten. Als sie aber heimkam, habe ich auf dem Steinboden gelegen, zwar noch mit dem Lebensfunken, aber von Stund an wuchs mir ein Buckel, wie er stattlicher weder in Schalkemaren noch in allen anstoĂenden Liegenschaften, Dorfschaften, Landschaften vorzuweisen war.
Was aber meinen Vater angeht, der doch gar nicht mein Vater war, so widmete er sich viele Wochen ruhig und still seinem Geschäfte, das darin bestand, in der Forst Kiefernstubben zu suchen, in denen das Harz gestockt war. Die rodete er dann, spaltete sie fein säuberlich auf zu dĂźnnen HĂślzlein, und hatte er hinreichend beisammen, tat er's in einen Tragekorb, bĂźndelweis, und wanderte die StraĂen und Gassen von Schalkemaren auf und ab, unermĂźdlich rufend: "Kien! Kien! Frischer Kien!" Da kauften die BĂźrgersfrauen von ihm, daĂ ihr Morgensuppenfeuer rasch in Hitze gerate. Hatte er dann aber ein artiges Geldlein im Hosensack, so erstand er sich kein Brot dafĂźr, auch kein Schwein, keine GeiĂ, kein Wams, keine Stiefel, kein Haus, Hemd oder irdenen Hafen â freilich aber einen Mordsrausch.
Auf solcher Gurgellustfahrt hat er auch meine âŚ