Edition Exemplum

Die Corona Pandemie hat in vielen Menschen existenzielle Fragen und Sorgen aufgeworfen. Das Bewusstsein um die Verletzlichkeit des Sicheren, die Endlichkeit unseres Seins und die Einsicht, dass nichts selbstverstĂ€ndlich ist und dass wir bei allem Fortschritt doch nur ein Blatt im Universum sind – all das war und ist fĂŒr viele Menschen eine Ă€ußerst schmerzhafte Erfahrung. Das DurcheinanderrĂŒtteln von Lebensgewohnheiten hat aber auch den Blick geschĂ€rft – in der Innensicht auf Wertvorstellungen, LebensentwĂŒrfe, Beziehungen –, eine Fokussierung auf das, was persönlich wichtig erscheint; im Blick nach außen kommt es zur Auseinandersetzung mit Themen, die sonst vielleicht eher im Hintergrund schwelten, keine Positionierung verlangten und nun vollkommen anders bewertet werden. So sind auch Martin Roemers Essays und Gedichte zu verstehen: kein lĂ€hmendes Wehklagen ĂŒber eine verlorene Zeit, allerdings auch keine Beschönigung, sondern eine pointierte Auseinandersetzung mit sehr persönlichen Fragestellungen, aus denen wie selbstverstĂ€ndlich solche erwachsen, die uns als Gesellschaft bewegen. Dabei sind die ÜbergĂ€nge ja fließend. So sind Liebe und Achtsamkeit fĂŒr den anderen – und fĂŒr sich selbst – nicht nur fĂŒr eine partnerschaftliche Beziehung essenziell, sondern sie sind KrĂ€fte, die in vielen Bereichen schöpferisch wirken und das Miteinander auch in grĂ¶ĂŸer gedachten Dimensionen positiv gestalten können. Da ist der Bogen schnell geschlagen zu Terror, Krieg, zur FlĂŒchtlingskrise – wie einfach wĂ€re ein Miteinander, geprĂ€gt von dem Grundsatz »Liebe deinen NĂ€chsten wie dich selbst«. Leider sieht die Wirklichkeit doch oft anders aus. Und angesichts so mancher Bilder, die uns in den Nachrichten, in den Zeitungen ereilen, stellt sich selbst dem glaubenden Menschen natĂŒrlich die Theodizeefrage – wie kann ein liebender, gĂŒtiger Gott all dieses Leid zulassen? Roemer macht es sich dabei nicht leicht und lĂ€sst die Leserschaft teilhaben an seinem sich entwickelnden, sich wandelnden, durchaus kritischen Glaubensbegriff, an seinem sehr persönlichen Blick auf Gott. Neben der SpiritualitĂ€t als Anker und der liebevollen, langjĂ€hrigen Beziehung zur Partnerin scheint auch immer wieder die schöpferische und ausgleichende Kraft auf, die Roemer in der Liebe zur Musik von Schubert, Bach, Beethoven findet und die er virtuos assoziierend beschreibt und in seinen Gedichten klingen lĂ€sst. Ebenso kann der RĂŒckzug in die Natur, das Erinnern geliebter Orte, der verborgene Garten Quelle des Ausgleichs, der Inspiration und des RĂŒckbesinnens auf ursprĂŒngliche Werte sein. So ist die Reise ins Innen als Ausgangspunkt und Chance zu verstehen, in einen neuen, belebenden Dialog mit dem Außen zu treten.