Joachim von Ribbentrop im Kreuzverhör
Im März 1946 stellte sich der ehemalige deutsche Außenminister, Joachim von
Ribbentrop, vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg den Fragen
seines Verteidigers Dr. Martin Horn.
Seine Ausführungen wurden mit Spannung erwartet, weil er aus eigenem
Erleben über die weitgehend unbekannten und vor der Öffentlichkeit geheim
gehaltenen diplomatischen Bemühungen der deutschen Seite im Vorfeld des
Zweiten Weltkriegs berichten konnte.
Von Ribbentrop stand in Hitlers Auftrag in engem Kontakt zu den wichtigsten
Großmächten der damaligen Zeit. Er verhandelte mit der englischen Regierung
über einen Freundschaftsvertrag, bemühte sich, Polen an den Verhandlungstisch
zu bringen, um die durch den Versailler Vertrag entstandenen Probleme
einvernehmlich und friedlich zu lösen, und entwarf in Moskau gemeinsam mit
dem sowjetischen Außenminister Wjatscheslaw Molotow und mit Josef Stalin
den deutsch-russischen Nichtangriffspakt und den Geheimen Zusatzvertrag, in
dem die Interessen der beiden Mächte festgelegt wurden.
Seine Darlegungen der internen Abläufe, die auch das Doppelspiel der Briten
und Russen entlarven, gehören zu den faszinierendsten Kapiteln des Nürnberger
Prozesses.