Kunst- und kulturwissenschaftliche Forschungen

La Font de Saint-Yenne (1688-1771) gilt als SchlĂŒsselfigur in der Entwicklung der französischen Kunstkritik des 18. Jahrhunderts. Seine RĂ©flexions (1747) stehen fĂŒr den Beginn einer neuen Textsorte, fĂŒr die La Font nicht nur ein theoretisches GrundgerĂŒst sondern mittels einer Salonkritik gleichzeitig eine erste praktische Umsetzung liefert. Inhaltlich geht der Text weit ĂŒber die Kunstkritik hinaus und ist eher als Kunstreflexion begrifflich zu erfassen. Die RĂ©flexions werden in ihren Aussagen zur Ästhetik, Kunsttheorie, -praxis sowie -kritik analysiert und zur Situation vor 1747 in Beziehung gesetzt. Den zeitgenössischen wie auch den heutigen Lesern bietet der Text eine allumfassende Sicht auf die Kunst in Frankreich um die Mitte der 1740er Jahre ebenso wie auf deren historische Bedingungen und Entwicklungschancen. Neben den RĂ©flexions wird das Gesamtwerk La Fonts, das bei Weitem nicht nur kunstkritische Schriften umfasst, auf die WeiterfĂŒhrung und Differenzierung der in den RĂ©flexions angelegten Gedanken hin untersucht. La Fonts Schriften riefen umfangreiche und bis in die 1760er Jahre fortwĂ€hrende Reaktionen der Zeitgenossen hervor, die La Font wiederum in seinen Texten verarbeitete. Er wurde zum Katalysator fĂŒr die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst, zum Initiator der Metakritik und zum Vorbild fĂŒr andere Kunstkritiker und Literaten. Sein Schaffen findet BerĂŒhrungspunkte bzw. Fortsetzungslinien in den Werken von Bachaumont, Le Blanc, FrĂ©ron, Cochin, Rousseau und Diderot. In Bezug auf Diderot wird das Werk von La Font grundsĂ€tzlich neu bewertet und abgegrenzt.