Marburger Schrifte zur Medienforschung

Inhaltlich stellt der Text zunĂ€chst die aktuelle neurobiologische und paarpsychologische Forschung zum Thema Liebesbeziehungen vor, ergĂ€nzt durch eine Übersicht der Entwicklung von Partnerschaften aus soziologischer und juristischer Perspektive. Da zwei Krankenhausserien im Mittelpunkt der Filmanalyse stehen, schließt der theoretische Teil mit einem historischen Abriss zu Serie und Krankenhausserie ab. Im Ergebnis der Filmanalyse erlaubt die interdisziplinĂ€re Herangehensweise eine differenziertere Darstellung und Interpretation serialer Liebesbeziehungen jenseits der bisherigen Studien und den ihnen enthaltenen, eher pauschalisierend wirkenden Beschreibungen von Romantik und Idealisierung, aber auch entgegen den in den Kulturwissenschaften verbreiteten Vorstellungen von Liebe als PhĂ€nomen im Rahmen von Zuschreibungen oder Inszenierung. Kurz gefasst lassen sich die psychologischen und neurobiologischen Konstrukte der Verliebtheit und Bindung eingebettet in den narrativen seriellen Prozesscharakter gut einordnen, werden jedoch in AbhĂ€ngigkeit von der Storyline und FilmĂ€sthetik der beiden Serien unterschiedlich konstruiert. Legt man weiterhin das psychologische Konstrukt der PaarqualitĂ€t zugrunde, so lĂ€sst sich der Vorwurf der "Traumpaare und Traumhochzeiten" nicht halten, vielmehr befinden sich die Serienpaare in desolaten, wenig wĂŒnschenswerten Verbindungen, denen es an Sicherheit, Vertrauen, Offenheit, Respekt sowie gegenseitiger Zuwendung und wesentlichen GesprĂ€chen ganz offensichtlich mangelt. Im Ausblick werden mögliche Zuschauermotivationen und auch potentielle Auswirkungen auf die Vorstellung der Rezipienten ĂŒber Paarbeziehungen reflektiert. Die Arbeit schließt mit einem Zitat von Precht, welches Liebe "vielleicht als wichtigste Schnittstelle zwischen Natur- und Geisteswissenschaften" beschreibt: "In diesem Sinne nimmt dieses Projekt Bezug auf filmwissenschaftliche, psychologische und neurobiologische Erkenntnisse und schließt mit dem Wunsch nach einer auch zukĂŒnftig interdisziplinĂ€ren Forschung, welche wechselseitig neue gedankliche RĂ€ume und Erkenntnisse eröffnen möge."