Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami.
Mit einem zärtlichen Lächeln blickte Rudolf Wagner seinem Enkel Tobias nach, wie er davoneilte, um den Mann mit dem Eiswagen an der Straße noch zu erwischen. Der sechsjährige Tobi hatte viel von seiner Mutter Geli geerbt, das feine blonde Haar, die helle Haut und die strahlend blauen Augen. Auch jetzt noch, über ein Jahr nach Gelis schrecklichem Unfall, trauerte Rudolf um seine einzige Tochter. Natürlich linderte der kleine Tobi mit seiner Anwesenheit den Schmerz, und Rudolf war dankbar, daß das Jugendamt bisher keine Einwände dagegen hatte, daß der Junge bei ihm aufwuchs. Immerhin war Rudolf fast siebzig Jahre alt. »Opa!« rief der Kleine wenig später aufgeregt und zeigte Rudolf seine Eistüte. »Der Mann hat mir eine Kugel extra gegeben, weil ich ihn so nett begrüßt habe.« Rudolf lachte. »Na, da hast du ihm aber bestimmt geschmeichelt.« »Nö, ich habe nur noch gesagt, daß sein Eis das beste in der ganzen Stadt ist.« Sein Großvater wandte sich schmunzelnd ab. Ja, Tobi brachte es immer wieder fertig, die Leute um den kleinen Finger zu wickeln, wenn er etwas haben wollte – er selbst mußte es schließlich am besten wissen, denn es verging kaum ein Tag, an dem Tobi nicht irgendeine Bitte erfüllt haben wollte. Es handelte sich stets nur um Kleinigkeiten, aber Rudolf wußte genau, daß es gar nicht so gut war, wenn der Junge immer seinen Willen bekam. »Hoffentlich hast du noch Appetit aufs Abendbrot«, sagte Rudolf und setzte Teewasser auf. Bei schönem Wetter, wie an diesem Tage, nahmen Opa und Enkel die Mahlzeiten meistens auf dem kleinen Balkon der Dreizimmerwohnung ein. Hilde, Rudolfs verstorbene Frau, die zum Glück Gelis Tod nicht mehr erleben mußte, hatte die Balkonkästen immer liebevoll mit violetten Petunien oder leuchtendroten Geranien bepflanzt. Diese Mühe machte sich Rudolf nicht; er kaufte im Frühjahr ein Tütchen Wiesenblumen-Samen und verteilte sie in die Kästen. Hilde hätte vermutlich entsetzt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber Rudolf und Tobi gefiel die kunterbunte Unordnung.