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Armutszeugnisse: Politikum 1/2023

E-book


Angesichts der Folgen von Covid-19-Pandemie und Ukraine-Krieg steigen die Zahlen der von Armut betroffenen Menschen weltweit. WĂ€hrend fĂŒr den Globalen SĂŒden eine Zunahme des Hungers und der absoluten Armut absehbar ist, wird auch hierzulande ĂŒber wachsende relative Armut und Verarmungsprozesse bis in die Mittelschicht hinein debattiert. Zwar können Regierungen nicht fĂŒr die unmittelbaren Konsequenzen von Pandemie und russischem Angriffskrieg in die Verantwortung genommen werden, zumal in beiden FĂ€llen der Versuch unternommen wurde, die schlimmsten Folgen fĂŒr die Bevölkerung und die Wirtschaft durch Entlastungspakete abzufedern. Mittel- und langfristig jedoch scheint ein weiteres politisches Gegensteuern notwendig – vor allem mit Blick auf die Ă€rmeren Weltregionen, in denen Staaten oft der eigene Handlungsspielraum fehlt. Dies ist umso dringlicher, als beide Ereignisse lediglich MissstĂ€nde verschĂ€rfen, die bereits zuvor existierten. So stiegen lange vor der Pandemie die Zahlen der von Armut betroffenen Kinder; Armut hatte schon immer ein weibliches Gesicht und die sogenannte 'Mitleidsökonomie' – beispielsweise in Form der Tafeln – ist seit langem Thema. Auch global betrachtet gab es selbst vor den aktuellen Krisen wenig Erfolgsmeldungen. Der von Hunger und absoluter Armut betroffene Anteil der Weltbevölkerung sank zwar, allerdings war dies primĂ€r auf die rasante Entwicklung Chinas zurĂŒckzufĂŒhren, wĂ€hrend beispielsweise in Subsahara-Afrika kein positiver Trend zu erkennen war.

Diese Ausgabe von POLITIKUM nimmt Armut national wie international in den Blick. Dabei werden aktuelle Debatten wie die sozial-ökologische Transformation bzw. der Zusammenhang von Klimawandel und Armut sowie die Folgen des Ukraine-Krieges auf die WelternĂ€hrungssituation analysiert. Zugleich werden langfristige Gesichter der Armut (Gender und Armut, Kinderarmut) sowie die Verbindung von Menschenrechten und Armut in den Blick genommen. Bei aller nationalen Betroffenheit wird das Thema Armut immer auch aus globaler Perspektive betrachtet – das Interview mit dem ehemaligen Chefökonomen der Weltbank, Branko Milanović, zum "StaatsbĂŒrgerschafts-Privileg" liefert hierfĂŒr die wesentlichen Argumente.