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B.B., der Augenmensch

E-book


Er lebt nicht mehr. In seinem letzten Lebensjahr besuchte ich ihn jeden Monat einmal. Er lag da und erzÀhlte. Er konnte wunderbar erzÀhlen und seine Erinnerungen artistisch modifizieren.

Als ich ihn das letzte Mal sah, lag er im Krankenhaus, das er nicht lebend verlassen sollte, schimpfte auf die Ärzte, auf das Essen und auf das Älterwerden. Still sollte er liegen, dabei fuhr er nun aus der Haut. Er war ĂŒber achtzig Jahre alt und hatte noch viel vor. PlĂ€ne fĂŒr ein Menschenleben. Ideen fĂŒr Bilder, und er wollte noch so viele BĂŒcher lesen.

Nun schreibe ich ĂŒber ihn. Er hat gewusst, dass ich ĂŒber ihn schreiben werde; Ich schreibe ĂŒber ihn, weil ich seine grafischen BlĂ€tter mag, seine Aquarelle, seine Ölbilder. Aber das ist eine halbe Wahrheit. Ich kann natĂŒrlich lange vor einem seiner Bilder stehen, vor der in expressionistischer Manier gemalten Spiegelung von BĂ€umen auf der FlĂ€che eines TĂŒmpels oder vor einer brutheißen Straße in Sudenburg, einer eigentlich hĂ€sslichen Straße, deren Geschichte und deren Stimmung der Maler Bruno Beye einzubringen verstand. Wie er das machte, das weiß ich nicht. Wer weiß schon, wie Kunst entsteht. Viele seiner Arbeiten finde ich natĂŒrlich und notwendig.

In Wahrheit schreibe ich ĂŒber ihn, weil ich mit ihm befreundet war, darum werde ich keine Urteile fĂ€llen, und ich werde mich auch hĂŒten, ihn in die Kunstgeschichte einzuordnen. Obwohl er in ihr seinen Platz hat.

Heinz Kruschel