(0)

Carlo Thielmann : Tier und Film. Zur Modellierung anthropologischer Differenz

E-book


Filmtiere schreiben sich seit Beginn der Filmgeschichte in unsere Vorstellungen von Tieren und auch in die SelbstentwĂŒrfe der Spezies Mensch ein. Dieser Befund wirft eine Vielzahl von Fragen auf, unter denen jene nach Orientierung in dieser Allgegenwart der Tiere am wichtigsten erscheint. Die Studie "Tier und Film" begreift deshalb Film als ordnende GrĂ¶ĂŸe und analytisch kompetentes Medium im Zentrum interdisziplinĂ€rer Methoden- und Theorieangebote, die sich in jĂŒngeren Fachdisziplinen wie Cultural Animal Studies und Human Animal Studies verdichten.

Als Technologie und kulturelle Praxis steht Film stets fĂŒr die ĂŒberlegene Sonderstellung des Menschen ein: Mit dem Medium Film erzĂ€hlt sich der Mensch die Welt; macht sie sich verstehbar und meistert auch die Tiere. Im Kino ist die Spezies Mensch im Plenum ihrer kulturellen Möglichkeiten. Die konkrete Sinnlichkeit dieser Filmwelten bĂŒrgt allerdings nicht zuverlĂ€ssig fĂŒr diesen Sonderstatus. Das Filmtier ist der RealitĂ€t des Films – nicht jedoch der RealitĂ€t des Kinosaals – verpflichtet und damit radikal gebĂ€ndigt und flĂŒchtig zugleich. Aus dieser produktiven Paradoxie entstehen die Vorstellungen â€čMenschâ€ș und â€čTierâ€ș als medial, historisch und politisch situierte PhĂ€nomene einer filmischen Anthropologie. Mit dem Begriff der â€čanthropologischen Maschineâ€ș (Giorgio Agamben) konzeptualisiert die Studie diese philosophische Unruhe als Modell fĂŒr die Filmanalyse.

Die Untersuchungen ausgewÀhlter Filme tragen zu einer Theorie- und Modellbildung der diskursiven Ordnung des Filmtieres bei und nehmen auch Fragen nach Biopolitik, Körperinszenierung und filmischem Lebenseindruck in den Blick. In historischen Fallstudien werden diese Perspektiven auf dezidiert politisch situierte Stationen europÀischer Filmgeschichte bezogen.

Mit dem Konzept des Films als anthropologische Maschine entwirft die Studie im Ergebnis die Architektur einer filmischen Anthropologie und ein Modell ihrer Analyse.

Folgende Filme werden besprochen:

DIE HÖHLE DER VERGESSENEN TRÄUME (2010, Werner Herzog)

BATMAN BEGINS (2005, Christopher Nolan)

GORILLAS IM NEBEL (1988, Michael Apted)

NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (1922, Friedrich Wilhelm Murnau)

DER EWIGE JUDE (1940, Fritz Hippler)

LE VAMPIR (1946, Jean Painlevé)

DAS BLUT DER TIERE (1949, Georges Franju)

GRIZZLY MAN (2005, Werner Herzog)