Was braucht man, um im Altersheim einen relativ glĂźcklichen Lebensabend zu verbringen? Die Hauptfigur des Romans "Chronik des Vergessens", ein pensionierter Jurist, glaubt es zu wissen: er hat seine eigenen vier Wände, sein Blutbefund ist in Ordnung, er hat die Ausscheidung unter Kontrolle, ist nicht hilflos, nicht wirr und nimmt seine Umgebung wahr, kurz: er ist Herr Ăźber sein Leben. Zumindest erscheint es so, am Anfang. Nach und nach aber erweist sich sein Gedächtnis als ziemlich porĂśs â weit mehr, als er ahnt und als seine BemĂźhungen, sich die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten, auszugleichen vermĂśgen. Das Hier und Jetzt findet immer ausschlieĂlicher in seinem Kopf statt, die Gegenwart gerät zu einer ins Fantastische ausufernden Erzählung und bald fragt man sich, welche Wirklichkeit die wirklichere ist.