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Das Heilige und das Nackte : Eine Kulturgeschichte

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Das Spiel von VerhĂŒllung und EnthĂŒllung

Je mehr Moral beim Sex desto mehr Erotik in der Kunst

Heilig ist heilig – und nackt ist nackt. Doch der Versuch, SexualitĂ€t aus der Religion und dem religiösen Erleben zu verbannen, scheitert unweigerlich. Zu stark ist die SexualitĂ€t als sich Wege bahnende Kraft. Und dabei hat das Moralisieren noch nie viel genĂŒtzt, sondern macht die Sache erst interessant!

In seinem– durchaus auch humorvollen – Gang durch die Kulturgeschichte erlĂ€utert der Autor pointiert und doch fundiert die vielen Gesichter des immerwĂ€hrenden lustvollen SpannungsverhĂ€ltnisses zwischen diesen beiden, den Menschen so bestimmenden BedĂŒrfnissen. Von der Venus von Willendorf arbeitet er sich ĂŒber göttliche Kurtisanen und barbusige Ägypterinnen vor zu der idealisierten Nacktheit der Griechen. Von der Lustfeindlichkeit des Augustinus gelangt er ins gar nicht so finstere Mittelalter der stillenden Marien oder bis in die gar nicht so aufgeschlossene, von Syphilis, Hexenwahn, Reformation und Gegenreformation gepeinigte Neuzeit. Dabei zeigt er deutlich: Je rigider die Sexualmoral einer Gesellschaft, desto nackter werden die Heiligen in der katholischen Bilderwelt, umso mehr blitzt der Busen der bĂŒĂŸenden Maria Magdalena oder posed leidend der entblĂ¶ĂŸte Sebastian.

Gab es das Goldene Zeitalter der Unschuld und ist Scham eine gesellschaftliche Erfindung? Welchen Zweck erfĂŒllte Kleidung und war die Tempelprostitution nur ein Mythos? Wie war das mit den unbekleideten MĂ€nnern des Michelangelo und wie mit der Ekstase der heiligen Theresa? Markus Hofer macht sich auf die Suche nach den nackten Wahrheiten biblischer Stoffe und stöbert in aristokratischen PrivatgemĂ€chern lustvolle Werke der berĂŒhmtesten KĂŒnstler auf. Er zeigt, wie sehr die Kunst zur Versinnlichung des Glaubens beigetragen hat und wie die frĂŒhere Sehnsucht nach der Schönheit heute oft zum GeschĂ€ft mit SexualitĂ€t und Selbstdarstellung verkommen ist.