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Das Leben scheidet, nicht der Tod

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Auf einem Neulehrerkurs lernen sie sich kennen, 1947 - Liebe, Heirat und dann die Anstellung in einer mĂ€rkischen Kleinstadt. Sie, Ermina, Tochter eines Wasserschöpfers aus Bessarabien, sehr naturverbunden, als „Umsiedlerin" mit bitterer Lebenserfahrung, ist eine begeisterte Lehrerin. Sie fĂŒhlt sich mit den Schulkindern und allen Menschen guten Willens im Ort eng verbunden, will sesshaft werden - und möchte selbst ein Kind haben. Ihr Mann nicht. Er, Arno, Arztsohn, philosophisch interessiert, ihn langweilen der Unterricht, Weiterbildung und die außerschulischen Aufgaben der Neulehrer. Ganz gegen den Wunsch seiner Frau setzt er es durch, nach Berlin zu wechseln. Als Verlagslektor, als Redner in Versammlungen, in EinsĂ€tzen gegen das Schieberunwesen findet er hier eine ihn mehr befriedigende neue BetĂ€tigung. Ermina, warum liebt sie Arno weiterhin? Nach Überwindung vieler Vorbehalte folgt sie ihm sogar nach Berlin, sieht sich aber sehr bald zwischen den Ruinen verkĂŒmmern und flieht zurĂŒck in die ihr vertraute Arbeits- und Erlebniswelt der Kleinstadt.

So wird beider Ehe mit der unterschiedlichen beruflichen Zielstellung einer fortdauernden Belastung unterzogen. Auf zwei Handlungsebenen holt der Roman weit aus: Zum einen der sich trotz tiefer gegenseitiger Zuneigung aufbauende und als unĂŒberbrĂŒckbar ausweitende, fĂŒr Ermina und Arno schmerzhafte Ehekonflikt und zum anderen das Zusammenleben der kleinstĂ€dtischen Alteingesessenen mit den „FlĂŒchtlingen" unter den Nachkriegsbedingungen der neuen Ordnung in der sowjetischen Besatzungszone; Schul- und Bodenreform, beginnende demokratische Selbstverwaltung, WĂ€hrungsreform und nicht zuletzt die Querelen der Unverbesserlichen, Verhaftungen. Aber stĂ€rker als alles zunĂ€chst Unvorstellbare doch der Optimismus der Aufbauwilligen. In den Romantext floss ein gut Teil Autobiografisches der bessarabien-deutschen Autorin mit ein; sie beschönigt und verklĂ€rt nichts. Das zeittypische Leben damals gleicht einem Geschichtsbild, wie es vom Thema her bislang kaum so ĂŒberzeugend gestaltet wurde.