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Das Unterkind : Eine Autobiografie

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Die Kraft dieser Autobiografie liegt in der literarischen Klarheit und persönlichen Offenheit, mit der Karen Gershon ihre Kindheit und Jugend als KĂ€the Löwenthal in Deutschland bis zu ihrer Abfahrt nach England im Dezember 1938 beschreibt. Sie hat mit ihren Erinnerungen nicht nur eine wertvolle historische Quelle, sondern auch ein bemerkenswertes StĂŒck wirkmĂ€chtiger Literatur ĂŒber das Heranwachsen als MĂ€dchen verfasst.

KĂ€thes Vater ist ein aufstrebender Architekt in Bielefeld und ihre Mutter die Tochter des Vorsitzenden der jĂŒdischen Gemeinde der Stadt. Was als normales Leben einer bĂŒrgerlichen Familie mit drei Töchtern beginnt, wird schließlich mehr und mehr ĂŒberschattet von den Auswirkungen der politischen Entwicklung ab 1933. Sprachlich klar und auf zurĂŒckhaltende Weise intensiv beschreibt Karen Gershon das VerhĂ€ltnis zu ihren Eltern, deren VerhĂ€ltnis zueinander, die Charaktere der drei sehr verschiedenen Schwestern und deren Wechselwirkungen untereinander, aber auch das Leben im JĂŒdischen Landschulheim Herrlingen, ihre literarischen AnfĂ€nge, erste irritierende LiebesgefĂŒhle und bittere Selbsterkenntnisse. Das alles geschieht vor dem Hintergrund des erzwungenen Abstiegs der Familie und der sich immer weiter steigernden Diskriminierung. Die extrem bedrohliche Situation und die Auswirkungen des Novemberpogroms in ihrer Stadt sind dann der Endpunkt des Lebens der drei MĂ€dchen in Deutschland. Karen Gershons Kunst ist es, all dies auf sehr nahekommende Weise in Worte zu fassen und ein Kinderschicksal des 20.  Jahrhunderts sehr lebensecht in Erinnerung zu bringen.