Die Beurteilungen des Ersten Kaisers waren zu allen Zeiten zwiespältig. Zum einen sieht man in ihm den bewundernswerten Staatsmann, der den Bau der Großen Mauer veranlasste und der das Reich einte. Er ernannte sich zum alleinigen Gottkaiser, schaffte die zersplitterte Feudalherrschaft ab, leitete weitreichende Reformen ein, und vereinheitlichte die Schrift, die Maße und das Geld. Andererseits gilt er als strenger Legalist und Despot, dem man grausame Kriegsführung, unzählige Massaker, die Bücherverbrennung und den gewaltsamen Tod von mehr als 400 Gelehrten anlastet. Er gilt als äußerst schwierige Persönlichkeit, jähzornig, überheblich, von Verfolgungswahn geprägt und Zeit seines Lebens auf der Suche nach Unsterblichkeit. Zu Zeiten von Mao Zedong erscheint Qin Shihuangdi plötzlich in einem positiven Licht. Mao sieht in dem Ersten Kaiser sein Vorbild und bringt dessen Namen immer wieder in die Öffentlichkeit. Die Entdeckung der Terrakotta-Armee im Jahre 1974 und ständig neue Funde von Archäologen und Wissenschaftlern bringen schließlich eine weitere Facette dieses erstaunlichen Mannes zutage. All das ist Stoff für unzählige interessante Mythen, Märchen und Legenden.
Dr. Elsie Kühn-Leitz
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