In Europa tobt der Dreissigjährige Krieg. Kaspar Stockalper erkennt, dass er am Simplonpass im Wallis an einer geopolitischen Schlüsselstelle zwischen den Grossmächten sitzt. Mit klugem Kalkül, unternehmerischer Härte und politischer Gerissenheit bringt er den Pass unter seine Kontrolle und verschafft sich das Monopol auf den Warentransit und den Salzhandel. Er errichtet einen Mischkonzern, der bald halb Europa überspannt. In einem geschickten Balancespiel zwischen den Kriegsparteien nutzt er die Position an der Passroute. So schliesst er Geheimabkommen, erlaubt Truppendurchmärsche, liefert Söldner und gewährt Kredite gegen Salz und Handelsprivilegien.
Stockalper ist begierig nach Besitz und Macht und dabei tief religiös. Vom Genfersee bis Domodossola kauft er Ländereien, baut sich in Brig ein prunkvolles Schloss, verkehrt mit Königen, Kaisern und Päpsten und will sich mit guten Werken auch noch den Platz im Himmel erkaufen. Doch 1676 dreht der Wind. Nach 40 Jahren ist seine Macht im Wallis erdrückend geworden. Gegner schmieden einen Komplott, treiben ihn ins Exil und zerschlagen sein Imperium.
Gestützt auf umfangreiche Quellen zeigt diese neu aufgelegte Biografie Kaspar Stockalper nicht nur als kapitalistischen Unternehmer, machiavellistischen Regenten und frommen Wohltäter im Wallis des 17. Jahrhunderts. Er wird auch als europäischer Akteur deutlich, der mitten in der kontinentalen Katastrophe am Simplon die Neutralität als Geschäftsmodell entdeckte.