Was hat der Kampf für eine säkulare politische Öffentlichkeit mit Gleichberechtigung zu tun? Nichts, sagt Joan Wallach Scott, der Säkularismus kann die Fortschritte der Gleichberechtigung nicht für sich reklamieren.
Joan Wallach Scott, seit Jahrzehnten eine Schlüsselfigur der Gender Studies, entwickelt in diesem Buch ihre Kritik des aktuellen Säkularismusdiskurses, insbesondere mit Blick auf jene Kultur, die sich als Wiege des Säkularismus begreift: Frankreich. Wer heute Säkularismus und Geschlechtergleichheit in einem Atemzug nennt, geht dem aktuellen Säkularismusdiskurs auf den Leim. Wenig hatte der historische Säkularismus mit Geschlechtergleichheit zu tun, ganz im Gegenteil, er diente als Waffe gegen die vorgeblich dem Religiösen näherstehenden, letztlich die Kirche unterstützenden Frauen. Die Erfolge des Kampfes um Geschlechtergleichheit kann der historische Säkularismus kaum für sich reklamieren.
Erst mit der Wendung des Säkularismus von einer anti-kirchlichen zu einer anti-islamischen Waffe tritt Säkularismus als Kampf für die Befreiung der islamischen Frau auf. Der Schleier im öffentlichen Raum wird zum Manifest der Unterdrückung. Dahinter steht die in Frankreich seit dem Imperialismus gepflegte Ideologie, dass Integration nur als Assimilation denkbar ist.