Wer hat nicht schon einmal vom eigenen Haus am Meer geträumt? Andreas und Marita Zingler haben diesen Traum verwirklicht und sich ein Ferienhaus in der Bretagne gekauft, in einem noch weitgehend unentdeckten kleinen Ferienort, nur ein paar Schritte von einem weitläufigen Strand entfernt. Auch ihr ältester Sohn Cornelius folgt ihrem Beispiel. Sein Erspartes reicht allerdings nur für eine Ruine, Teil eines alten Bauernhofes, der nicht weit vom Ferienhaus der Eltern entfernt liegt. Hier will er seine Ideen als zukünftiger Architekt verwirklichen.
In den Sommerferien ist eine große Runde beisammen: Andreas und Marita, ihre drei Kinder Cornelius, Leon und Gesa sowie deren Freunde. Sie alle erleben auf dem Hof in enger Nachbarschaft zu der alten Bäuerin Piclet etwas von der urwüchsigen Art des bretonischen Lebens. Das alte Bauernhaus ist Hauptschauplatz von Begegnungen zwischen Alt und Jung. Es wird gemeinsam gearbeitet und ausgiebig gefeiert, Kunst produziert und diskutiert. Andreas ist ein rechter Außenseiter, der es ablehnt, seine Bildwerke zu verkaufen. Umso mehr liebt er Gespräche über seine Ideen von Kunst, seine Vorstellungen von Welt und Zusammenleben.
Der raue und melancholische Landstrich der Bretagne, die wechselvolle Unschärfe der Meeresküste sind wie ein Spiegel für die Erfahrungen der Protagonisten. Jeder von ihnen sucht auf seine Weise Erfahrung und Selbstfindung: Es ist bei den Jungen der Weg in die noch unsichere Zukunft. Für die Eltern das Loslassen der Kinder in ihre eigene Verantwortung.
Die Bretagne: Land uralter Mythen mit ihren geheimnisvollen Dolmen und Menhiren und den in Granit gehauenen Kalvarienbergen ist auch heute noch ein urwüchsiger Landstrich mit seinen schroffen Felsküsten, den sie umtosenden Meeresgewalten und andererseits der Stille und Melancholie einsamer Dörfer. Diese Extreme sind es, die den Besucher faszinieren. Der Roman ist eine Entdeckungsreise in die raue, aber betörende Landschaft der Bretagne mit ihren reichen Schätzen an kulturellem Erbe.
Wie bei einer großen Flut in der Natur wird im Verlaufe des Romans vieles durcheinander gewirbelt, zerstört und verändert. „Denn mit dem Warum der Dinge kommt niemand zu Ende. Die Ursachen allen Geschehens gleichen den Dünenkulissen am Meer: eine ist immer der anderen vorgelagert, und das Weil, bei dem sich ruhen ließe, liegt im Unendlichen.“ (Thomas Mann)
Am Ende des Romans bekommt dieses Zitat aus Maritas Josephs-Lektüre eine ungeahnte Bedeutung.