Nirgendwo im frĂźhneuzeitlichen Europa wurden so viele Hochverratsprozesse gefĂźhrt wie in England. In dieser Studie geht es allerdings nicht um die Geschichte der repressiven Justiz. Vielmehr wird gezeigt, wie sich Ăźber einen Zeitraum von rund 300 Jahren Ăźberhaupt erst die Macht von Gerichtsverfahren herausbildete, verbindliche Entscheidungen zu treffen. Die englischen Hochverratsprozesse stehen damit beispielhaft fĂźr die Ausdifferenzierung juridischer Prozeduren, auf denen moderne Staatlichkeit beruht. Die Macht der Verfahren bekamen nicht nur die Angeklagten zu spĂźren, sondern in einem zunehmenden MaĂe die obrigkeitlich-staatlichen Verfahrensveranstalter auch. Gängige modernisierungstheoretische Annahmen Ăźber die rechtsgeschichtliche Entwicklung werden hier gegen den Strich gebĂźrstet, insofern gezeigt wird, dass Gerichtsverfahren im Ăbergang zur Moderne nicht nur gerechter, sondern auch mächtiger wurden und sich gegen EinflĂźsse aus ihrer sozialen Umwelt abschotteten. Die Arbeit ist zugleich ein neuartiger und innovativer Beitrag zur Kulturgeschichte des Rechts, die die Praxis der Gerichtsbarkeit in ihren kommunikativen, medialen und sozio-materiellen Dimensionen beobachtet. Sie ist ebenso ein Beitrag zum Verhältnis von Justiz, Druckpublizistik und Ăffentlichkeit wie zur Geschichte der Todesstrafe. Nicht zuletzt wird gezeigt, wie vor Gericht Ăźber Szenarien kollektiver Bedrohung, Ăźber VerschwĂśrungen und VerschwĂśrungstheorien verhandelt und entschieden wurde.