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Eine alte Geschichte zu neuer Erbauung

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Eine alte Geschichte zu neuer Erbauung ist eine ErzÀhlung von Jeremias Gotthelf.

Auszug:

Es wechselt die Gestalt des Himmels. Heute scheint aus tiefblauem Grunde die goldene Sonne, auf milder Winde leisem Hauche wiegen sich und schwimmen Ströme ihres freundlichen Lichtes auf die errötende Erde nieder; morgen ist der blaue Grund ein ungeheurer Schoß schwarzer Wolken geworden, Hagel, Schnee und Regenfluten brechen aus den unergrĂŒndlichen SchlĂŒnden, und wilde StĂŒrme peitschen sie nieder auf die trĂŒbselige Erde. Wenn am blauen Himmel keine Wolke geht, in der Sonne Gold die brĂ€utliche Erde glĂ€nzt, jeder Baumzweig von blĂŒhenden Hoffnungen schwellt, und das Auge des Menschen wĂŒrde wonnetrunken, und seine Seele wĂŒrde loben den Herrn, weil seine Hand die wĂŒsten Wolken verzehrt, die Erde mit Pracht geschmĂŒckt, mit Hoffnungen gesegnet, weil sein Ratschluß endlich Sturm und Wechsel aufgehoben und das Schöne bleibend gemacht unter dem Himmel: so wĂŒrde der Herr, der die Sonne hinausfĂŒhrt aus der Morgenröte gleich einem BrĂ€utigam aus seinem Gezelte, der verschlossen hĂ€lt die Winde in ihren Kammern, und dessen Hand die Wolken ballt, dem Wechsel rufen, dem törichten Menschenkinde das Eitle seines Lobes zeigen und ihm predigen im Sturmwinde, daß das Bleibende nicht hienieden zu suchen sei, und daß der, der die Natur geschaffen, die Natur nicht Ă€ndere, denn was er getan, ist wohlgetan. Dieses Gesetz des Wechsels erstreckt sich ĂŒber alles, was unter dem Himmel ist, berĂŒhrt oder geboren wird aus den Elementen; auch das Menschengeschlecht ist ihm untertan.