Welche langfristigen Konsequenzen hat die imperiale Herrschaft für die Menschen auf der Südseite des Globus? Wie kann man Feminismus interkulturell ausbuchstabieren, ohne dabei voreilig die (aus westlicher Sicht) "andere" Frau auf eine passive Opferrolle festzulegen? Wie relevant ist Marx Kapitalismuskritik für die Arbeiterinnen auf der Südhälfte des Globus? Dies sind die Kernfragen der indischstämmigen Kulturwissenschaftlerin Gayatri Chakravorty Spivak. Dieses Buch stellt das Werk dieser vielseitigen und ausgesprochen anspruchsvollen Denkerin erstmals einem deutschsprachigen Publikum vor. Es gibt einen Einblick in Spivaks Auseinandersetzung mit der postkolonialen Kultur- und Literaturwissenschaft, und veranschaulicht diese anhand von Beispielen aus Geschichte und Literatur aus verschiedenen westlichen und nicht-westlichen Kulturen. Darüber hinaus werden die drei Bausteine der Spivak'schen Mélange - Dekonstruktion, (transnationaler) Feminismus und (Post)-Marxismus - in dargestellt, sowie Spivaks spezifischer Umgang mit diesen sehr unterschiedlichen Theorietraditionen erläutert. Auch Spivaks Beiträge zur interkulturellen Ethik, die in jüngster Zeit einen besonders wesentlichen Platz in ihrem Denken einnehmen, werden behandelt. Eine kurze Darstellung und Diskussion der Rezeption von Spivaks Werk rundet diese Einführung ab.