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GegenStandpunkt 2-17

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Angesichts von Trump, Brexit etc. Deutschlands Leitlinie fĂŒr Europas Völker:

Gegen populistische VerfĂŒhrer – entschlossene demokratische FĂŒhrung im Dienste deutsch-europĂ€ischer Macht!

Europas Völker liefern der deutschen Politik reichlich Grund zur Sorge – gerade jetzt, angesichts eines neuen US-PrĂ€sidenten, in dem die politisch Verantwortlichen in Berlin und anderswo einen undemokratischen Populisten entdecken, der sein Volk wahlweise verfĂŒhrt oder betrĂŒgt. Ihre Sorge gilt freilich weniger dem amerikanischen Volk als ihrem europĂ€ischen StaatenbĂŒndnis, das Trump als konkurrierendes ökonomisches und politisches Machtprojekt und Vehikel einer deutschen FĂŒhrungsmacht bekĂ€mpfen will. Sorgen macht ihnen der erkennbar radikale Wille des US-PrĂ€sidenten, Amerikas Macht zur Korrektur der „bad deals“ der Vergangenheit einzusetzen. Damit desavouiert sich der gewĂ€hlte PrĂ€sident fĂŒr deutsche Begutachter als un-verantwortlicher Machthaber und ist damit hinreichend auf den Begriff gebracht – als Zerstörer einer guten, nĂ€mlich ‚unserer‘ bisherigen Welt‚ordnung‘.

Umso dringlicher also – die Kanzlerin besteht wiederholt darauf –, dass die Völker Europas endlich ihr „Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen“. Was das heißt, buchstabieren Merkel & Co den Völkern der Staatengemeinschaft samt ihren politischen AnfĂŒhrern als deren alles ĂŒberragende Aufgabe vor: die BekĂ€mpfung des „anti-europĂ€ischen Populismus“, der sich ĂŒberall auch auf dem Kontinent breitmacht. Ganz Europa ist es Deutschland schuldig, jeden Nationalismus zu unterbinden, der Deutschlands Vormachtrolle in Europa angreift.

Patriotische KrĂ€fte, die an Deutschlands FĂŒhrungsrolle leiden, gibt es in Europa genug. Sie machen damit Politik, dass sie die verheerenden Resultate von Konkurrenz und Krise als Konsequenzen der Fremdbestimmung aus Berlin und BrĂŒssel angreifen, die Nöte ihrer Völker der fehlenden Durchsetzung ihrer nationalen politischen Eliten gegen dieselben anlasten und als Beweis der Fremdbestimmung die Anwesenheit von unerwĂŒnschten bis verhassten AuslĂ€ndern und – ausgerechnet – ElendsflĂŒchtlingen anfĂŒhren. Mehr nationale SouverĂ€nitĂ€t gegen Merkels ‚Despotie‘ propagieren nationalbewusste FĂŒhrer als politische Alternative und Dienst am beleidigten Volk – und finden damit so viel Anklang, dass kaum noch eine Wahl in Europa die Bequemlichkeit eines bloßen Personalwechsels fĂŒr die feststehenden Staatsanliegen hat, die maßgeblich durch die Mitgliedschaft in der Union und Deutschlands Richtlinienkompetenz fĂŒr dieselbe definiert werden.

Einstweilen sind allerdings die „Schicksalswahlen“ in Europa nach dem Geschmack der Kanzlerin verlaufen. Vor allem der fĂŒr Merkels Europaprojekt unverzichtbare linksrheinische Partner hat in Gestalt von Emanuel Macron den Populisten – nicht nur von rechts! – eine Lektion erteilt. Als der entschiedenste KĂ€mpfer gegen das alte „Establishment“ ist er angetreten. Mit einem Programm, das schlicht Macron heißt – nĂ€mlich frei von parteipolitischen Fesseln, weder „links noch rechts“, pur mit dem in seiner Person garantierten Versprechen, als nur den nationalen Interessen verpflichteter FĂŒhrer Frankreich mit aller gebotenen RĂŒcksichtslosigkeit gegen Partikularinteressen und ĂŒberkommenes Besitzstandsdenken in und mit Europa wieder groß und mĂ€chtig zu machen. Die Personifizierung tatkrĂ€ftiger nationaler Herrschaftsgewalt mit pro-europĂ€ischen Vorzeichen: das ist zeitgemĂ€ĂŸer demokratischer Antipopulismus, wie Deutschland ihn schĂ€tzt – und zugleich auf seine europapolitische Agenda festzulegen beansprucht.